Präzision als Haltung

Präzision als Haltung

Interview mit Steffen Drechsler (Bereichsleiter Kurbelwelle) und Michael Kocur (Fertigbearbeitung)

Präzision misst sich nicht nur in Toleranzen, Konturen und Verfahren. Sie muss täglich gelebt werden, durch sorgfältiges Arbeiten, Leidenschaft für Details und kompromisslosen Lösungswillen, wie ein Gespräch mit den Spezialisten der WSK zeigt.

glückauf (Anm.: glückauf ist die Mitarbeiterzeitung der GMH Gruppe):
Herr Drechsler, Herr Kocur, nehmen Sie es bei der Arbeit sehr genau?

Steffen Drechsler: Sehr. Unsere Bauteile sind zwar bis zu 12 Meter lang. Aber in der Fertigung brauchen wir die Präzision eines Uhrmachers.

Michael Kocur: Nehmen wir eine Kurbelwelle mit 450 Millimeter Durchmesser. Auf diese 450 Millimeter haben wir eine Toleranz von nur vier Millimetern. Bei einer 12 Meter langen Welle darf der Seitenschlag nur 0,005 Millimeter abweichen. Das ist für uns Tagesgeschäft.

glückauf: WSK ist Einzelfertiger. Was heißt das für die tägliche Arbeit?

Drechsler: Das heißt, dass wir jeden Tag eine andere Wellentype bearbeiten. 30 Stück der gleichen Welle pro Jahr sind für uns eine Großserie.

Kocur: Die anspruchsvollen Kundenvorgaben, der tägliche Umbau des Arbeitsplatzes, die immer neuen Anforderungen an Toleranzen und Oberflächengüten – da reicht die Präzision der Technik allein nicht mehr, da kommt es auf die Leidenschaft des Menschen an. Unsere Mitarbeiter müssen diese Präzision leben, und genau das tun sie.

„,Haben wir schon immer so gemacht‘, das funktioniert nicht mehr.“

Michael Kocur Fertigbearbeitung

glückauf: Hat sich die Fertigung im Lauf der Zeit verändert?

Kocur: Schon, ja. Die Toleranzen werden kleiner, die Oberflächengüten besser, die Materialhärte steigt. Kleine Fehler, die früher noch akzeptiert wurden, sind heute tabu. Das verändert natürlich die Arbeit für Mensch und Maschine.

Drechsler: Zum einen die Maschinen: Ihre Genauigkeit ist heute viel besser. Die Wellen kommen mit einer maximalen Rundheitsabweichung von nur noch 2 Hundertstel am Arbeitsplatz an. Auch die Parallelität der Lager ist sehr gut. Für die Mitarbeiter ist es einfacher und wir sind deutlich schneller.

Kocur: Was uns in der Fertigung angeht, da arbeiten wir teils zu zweit zusammen. Diese zwei müssen zusammenpassen, sich ergänzen. Unsere Top-Teams sind offen für Neues und wissen, wie sie ihre Arbeit optimieren können. „Haben wir schon immer so gemacht“, das funktioniert nicht mehr.

glückauf: Welche Folgen haben kleine Ungenauigkeiten?

Drechsler: Wenn wir einen Fehler machen, führt das in der Regel dazu, dass die Kurbelwelle nicht verwendungsfähig ist. Es gibt fast keine Reparaturmöglichkeiten. Ob unbedeutender, minimaler Fehler oder „Schönheitsfehler“ – der Kunde lehnt die Übernahme ab.

glückauf: Weshalb?

Drechsler: Weil der Endkunde des Motors dann so viele Zugeständnisse bei Ersatzteilen oder Garantieverlängerung haben möchte, dass es die Kosten der Kurbelwelle übersteigt. Das ist hier jedem, der bei uns arbeitet, bewusst. Jeder weiß, wie viel die Wellen wert sind. Unsere Kollegen haben davor Respekt und arbeiten mit großer Vorsicht an den Wellen. Trotz aller Vorsicht haben wir technologische Richtzeiten für die Bearbeitung. Die Zeiten müssen eingehalten werden, wir müssen sogar noch schneller werden. Der Druck ist dadurch natürlich enorm.

Kernkompetenzen der WSK

  • Gesenkschmiede für schwergewichtige Bauteile wie Kurbelwellen oder Pleuel bis zu 3.500 kg  
  • Losradachsen, Zahnräder oder Bremsscheiben (Bahn), Separatoren (Lebensmittelbranche), Elevatoren (Offshore) und Kernkomponenten von Großmotoren
  • Großkurbelwellen bis 25 t für Kreuzfahrt- und Containerschiffe, Kraftwerke, Kompressoren oder Pumpen

glückauf: Wie sieht die Endkontrolle aus?

Drechsler: Wir haben intern viele Prüfschritte eingeführt, um rechtzeitig festzustellen, wenn etwas nicht stimmt. Zum anderen haben wir die Qualitätssicherung und einen Mitarbeiter am Abnahmestand, der am Ende noch einmal die Welle komplett abnimmt. Er arbeitet eng mit der Qualitätssicherung zusammen, ist sehr akribisch und findet quasi unter OP-Beleuchtung jeden noch so kleinen Kratzer und beseitigt diesen. Er gibt der Welle den letzten Schliff, bevor sie in die Kiste geht.

glückauf: Beschreibt Akribie die Arbeit der Kollegen vielleicht am besten?

Drechsler: Akribie ist das eine, aber es ist noch viel mehr. Das präzise Zusammenspiel aller Kollegen zum Beispiel, die an der Fertigung des Produktes beteiligt sind. Das erreicht man nicht durch Sorgfalt allein. Das braucht auch diese Leidenschaft für die bestmögliche Lösung. Jeder ist am Standort stolz auf sein Produkt, das hier hergestellt wird.

glückauf: Täglich höchste Präzision im Job, färbt das auf das Privatleben ab?

Kocur: Man hat schon einen eigenen kritischen Blick, zum Beispiel wenn Handwerker ins eigene Haus kommen. Es ist schwer, umzudenken, wenn man im Bereich der Hundertstelmillimeter arbeitet. Präzision hat man eben im Blut – oder nicht.

Polierarbeitsplatz – Michael Kocur beim Messen des Lagerdurchmessers

Wildauer Schmiede- und Kurbelwellentechnik

Unsere Kurbelwellen müssen nicht nur höchste Belastungen aushalten, sondern bis auf Hundertstelmillimeter genau gefertigt sein. In enger Kooperation mit den Schmiedewerken Gröditz bieten wir von der Stahlerzeugung über den Schmiedeprozess bis hin zu einbaufähigen Kurbelwellen und Exzenterwellen den gesamten Wertschöpfungsprozess an.

Unternehmenssteckbrief der WSK

Michael Kocur

Michael Kocur arbeitet als Vorzeichner, Polierer und Ausrunder bei der WSK. Er hat 1984 im Unternehmen Maschinenbauer gelernt und ist seit 35 Jahren am Standort beschäftigt. Sein Einsatzort ist die Endbearbeitung/Fertigbearbeitung, wo er u. a. die Wellen poliert. Was Präzision betrifft, gibt es für ihn kein Wenn und Aber: „Präzision wird vom Kunden verlangt und wir liefern sie.“

Steffen Drechsler

Steffen Drechsler ist Betriebsleiter bei der WSK. Er ist seit 1998 im Unternehmen. Angefangen hat er als CNC-Programmierer, bevor er später dann Leiter im Bereich Arbeitsvorbereitung wurde.

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