glückauf: Hat sich die Fertigung im Lauf der Zeit verändert?
Kocur: Schon, ja. Die Toleranzen werden kleiner, die Oberflächengüten besser, die Materialhärte steigt. Kleine Fehler, die früher noch akzeptiert wurden, sind heute tabu. Das verändert natürlich die Arbeit für Mensch und Maschine.
Drechsler: Zum einen die Maschinen: Ihre Genauigkeit ist heute viel besser. Die Wellen kommen mit einer maximalen Rundheitsabweichung von nur noch 2 Hundertstel am Arbeitsplatz an. Auch die Parallelität der Lager ist sehr gut. Für die Mitarbeiter ist es einfacher und wir sind deutlich schneller.
Kocur: Was uns in der Fertigung angeht, da arbeiten wir teils zu zweit zusammen. Diese zwei müssen zusammenpassen, sich ergänzen. Unsere Top-Teams sind offen für Neues und wissen, wie sie ihre Arbeit optimieren können. „Haben wir schon immer so gemacht“, das funktioniert nicht mehr.
glückauf: Welche Folgen haben kleine Ungenauigkeiten?
Drechsler: Wenn wir einen Fehler machen, führt das in der Regel dazu, dass die Kurbelwelle nicht verwendungsfähig ist. Es gibt fast keine Reparaturmöglichkeiten. Ob unbedeutender, minimaler Fehler oder „Schönheitsfehler“ – der Kunde lehnt die Übernahme ab.
glückauf: Weshalb?
Drechsler: Weil der Endkunde des Motors dann so viele Zugeständnisse bei Ersatzteilen oder Garantieverlängerung haben möchte, dass es die Kosten der Kurbelwelle übersteigt. Das ist hier jedem, der bei uns arbeitet, bewusst. Jeder weiß, wie viel die Wellen wert sind. Unsere Kollegen haben davor Respekt und arbeiten mit großer Vorsicht an den Wellen. Trotz aller Vorsicht haben wir technologische Richtzeiten für die Bearbeitung. Die Zeiten müssen eingehalten werden, wir müssen sogar noch schneller werden. Der Druck ist dadurch natürlich enorm.