Reibschweißen inkl. der Erweiterung des Bereichs Blankstahl

Reibschweißen inkl. der Erweiterung des Bereichs Blankstahl

Judenburg, Februar 2023

Ende des Jahres 2021 wurde der Stahl Judenburg die Freigabe zu einem der größten Investitionsprojekte der Unternehmensgeschichte erteilt. In Summe werden 15 Mio. € zusätzlich innerhalb von zwei Jahren am Standort Judenburg investiert.

Das Projektvorhaben gliedert sich in mehrere Teilprojekte, wobei die Investition in eine Fasanlage im Bereich Walzwerk, die Investition in eine Stabschälanlage inkl. Prüftechnik im Blankstahlbetrieb und die Investition in die innovative Technologie des Reibschweißens im Bereich der Komponentenfertigung die Hauptelemente darstellen. Zusätzlich sind einige kleinere Investitionen in bauliche Maßnahmen, Infrastruktur und Fertigungsprozess notwendig, um die Großinvestitionen begleiten zu können.

Schon in den vergangenen Jahren wurde stetig am Ausbau der Fertigungstiefe im eigenen Unternehmen gearbeitet. So können die Vorteile aus Kompetenz und Know-How der Vorprozesse bestmöglich genutzt werden. Im daraus neu entstandenen Bereich der Komponentenfertigung können mittlerweile an den verschiedensten Bearbeitungszentren hochkomplexe Bearbeitungsteile gefertigt werden. Mit dem hier vorgestellten Projekt kann Stahl Judenburg

  • einen weiteren Schritt in die Fertigungstiefe gehen
  • sich vom Mitbewerber weiter Abheben
  • die Kundenbindung erhöhen und
  • der langfristigen strategischen Ausrichtung vom Vormateriallieferanten zum Komponenten- und in weitere Folge zum Systemlieferanten ein Stück näherkommen.

Die Motivation des geplanten Investitionsprojekts liegt in der Herstellung einer einbaufertigen, komplexen Komponente. Schon seit einiger Zeit liefert Stahl Judenburg den Hauptteil dieser Komponente – die angearbeitete, oberflächenbehandelte Kolbenstange, kann aber einen entscheidenden Fertigungsschritt nicht eigenständig durchführen und ist somit auf Partner angewiesen, bevor das Produkt dem Kunden ausgeliefert werden kann. Dies bringt viele Nachteile mich sich:

  • Wertschöpfung außerhalb der GMH Gruppe
  • Emissionen durch weite Transportwege
  • Ausschusskosten durch häufige Transport und Bearbeitungsbeschädigungen
  • Abstimmungsnotwendigkeit betreffend Transport und Termine
  • Verlust von Flexibilität und kurzfristiger Planbarkeit
  • Keine Kostenführerschaft und preisliche Abhängigkeit vom Lohnfertiger

Bei dem Fertigungsschritt handelt es sich um das Reibschweißen. Hierfür gibt es in ganz Europa nur wenige Anbieter (speziell für das benötigte Verfahren der Stahl Judenburg in Österreich keinen), was die Thematik zusätzlich erschwert. Viele Anbieter am Markt nutzen die Technologie nur für den Eigenbedarf. Außerdem findet sich derzeit häufig der Prozess der Stückverchromung nach dem Reibschweißen. Hier wird sich die Stahl Judenburg durch die Zusammenarbeit mit der VTK Krieglach GmbH und der damit verbundenen Durchlaufverchromung und dem dadurch realisierbaren Reibschweißen direkt von der bereits verchromten Stange, einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil schaffen.

Das Reibschweißen (EN ISO 4063: Prozess 42) ist ein Schweißverfahren aus der Gruppe des Pressschweißens. Dabei werden zwei Teile unter Druck relativ zueinander bewegt, wobei sich die Teile an den Kontaktflächen berühren. Durch die entstehende Reibung kommt es zur Erwärmung und Plastifizierung des Materials. Am Ende des Reibvorganges ist es von entscheidender Bedeutung, die Teile richtig zueinander zu positionieren und einen hohen Druck auszuüben. Die Vorteile dieses Verfahrens sind, dass die sogenannte Wärmeeinflusszone deutlich kleiner ist als bei anderen Schweißverfahren und dass es nicht zur Bildung von Schmelze in der Fügezone kommt. Es entsteht ein sehr feinkörniges Gefüge mit sehr guten Festigkeitseigenschaften der Verbindungsstelle. Es können eine Vielzahl von unterschiedlichen Werkstoffen, wie beispielsweise Aluminium mit Stahl, miteinander verschweißt werden. Auch die Verbindung von metallischen Werkstoffen, die keine Legierungen miteinander eingehen, ist vielfach möglich.

Wir sehen durch die Investition in dieses neue Segment die Chance neue Produkte in neue Märkte zu liefern, vor allem als einbaufertige Komponente, nicht mehr als Vormaterial. Dabei hat die Stahl Judenburg einen entscheidenden Wettbewerbsvorteil – wir sind europaweit einer der einzigen Anbieter dieser Technologie, welcher den gesamten Fertigungsprozess inkl. Oberflächenveredelung selbst abbilden kann.

Zusätzlich zu einem sehr positiven Umwelteffekt (energieeffiziente Neuanlagen, keine CO2-Emissionen durch Schweißstoffe, kürzere Transportwege durch Abbilden des Gesamtprozesses im Unternehmen, …) gehen wir von einem stark steigenden Markt aus, aufgrund der vielen Vorteile dieser neuen Technologie / dieser neuen Produkte. In alten Prozessen wird oftmals mit teurer Stückverchromung gearbeitet. Die Stahl Judenburg kann nach erfolgter Investition die Oberflächenveredelung am Langstab durchführen. Die Stahl Judenburg wird mit dieser Investition vom Stangenlieferanten zum Lieferanten für eine komplette Baugruppe aufsteigen.

Unterstützt wird das Vorhaben durch die Steirische Wirtschaftsförderung und durch den Europäischen Fonds für regionale Entwicklung. Nähere Informationen zu IWB/EFRE finden Sie auf www.efre.gv.at.

Für Rückfragen:

Stahl Judenburg GmbH
Kathrin Leitner | Communications Stahl Judenburg

T. +43 3572 701-375
M. kathrin.leitner@gmh-gruppe.de