Selbst gefertigt
Die Idee zu dieser ungewöhnlichen Hilfsaktion hatte Julian Kowalski aus der Abteilung Simulation der Georgsmarienhütte GmbH: „Ich wusste von den Problemen bei der Beschaffung von Schutzausrüstungen für die Pflege und habe überlegt, wie ich die im Unternehmen zur Verfügung stehenden Möglichkeiten zielgerichtet einsetzen kann“, berichtet Kowalski. Da die Georgsmarienhütte GmbH in seiner Abteilung für Forschungszwecke über einen 3-D-Drucker verfügt, recherchierte er im Internet nach Einsatzmöglichkeiten und stieß auf ein Programm für das Ausdrucken von Gesichtsvisieren. Zusammen mit Dennis Lünnemann, der aktuell Student in der gleichen Abteilung ist, programmierte er die Vorlage so um, dass sie für den vorhandenen Drucker genutzt werden kann. „Das Ergebnis ist eine Halterung, die man mit Hilfe eines Gummis vor die Stirn setzt. In diese Halterung wird dann eine feste Klarsichtfolie eingesetzt, wie man sie beispielsweise als transparentes Deckblatt für Ringbindungen verwendet“, erklärt Kowalski das Prinzip. Als die beiden Tüftler feststellten, dass es funktioniert, gaben sie die ersten Prototypen zum Praxistest in eine Pflegeeinrichtung. Und als auch von dort die Info kam, dass die Gesichtsvisiere funktional und sinnvoll sind, ging es in die Serienproduktion.
3-D-Druck-Kompetenz in der GMH Gruppe
Dabei erwies sich das Arbeiten in einer Unternehmensgruppe von Vorteil: Über das „3-D-Anwender-Netzwerk in der GMH Gruppe“ sind alle Standorte mit 3-D-Druck-Kompetenz vernetzt. Und so konnte kurzfristig Kontakt mit der Friedrich Wilhelms-Hütte Eisenguss GmbH in Mülheim aufgenommen werden. Hier stieß die Idee auf offene Ohren und der dortige stellvertretende Leiter der Arbeitsvorbereitung Wolfgang Tobias ließ die insgesamt sechs 3-D-Drucker mehrere Tage im Dreischichtbetrieb laufen. Diese werden in dem Gießereibetrieb eigentlich zur Herstellung von sogenannten Gussstützen eingesetzt. Zudem sammelten Kowalski und Lünnemann alle nur verfügbaren Transparentfolien des Unternehmens ein, um möglichst viele Gesichtsvisiere fertigstellen zu können.
Die Leiterinnen der beiden Georgsmarienhütter Pflegeeinrichtungen „Haus am Kasinopark“, Jessica Wegner, und „Haus St. Josef“, Maria-Anna Witte, nahmen jeweils die Spende sehr dankbar, aber selbstverständlich „kontaktlos“ entgegen. „Aktuell ist es fast unmöglich, an Nachschub für Schutzausrüstung zu kommen. Unseren Einrichtungen helfen diese Visiere wirklich sehr“, sind sich die beiden Leiterinnen einig.